Meetings – es gibt solche und solche

Lassen wir mal Dates beiseite. Da gibt es auch solche und solche. Reden wir über die Mühen der Besprechungsebenen. Es gibt viele Klagen über nutzlose Zeit, sinnlose Rederei, miese Ergebnisse. Ja eh, es gibt solche und solche. Aber wonach beurteilen Menschen bewusst oder unbewusst die Qualität von  Besprechungen?

In meiner langjährigen Praxis haben sich für mich 5 Qualitätsfaktoren von Teammeetings heraus geapert:

Relevanz:

In einer Besprechung zu sitzen, die mir sowas von wurscht ist, nervt offensichtlich. Wenn die Besprechung einen Beitrag zur Erfüllung MEINER Aufgaben leistet, geht es mir gleich besser. Der Hebel: Kluge Agendagestaltung und passende Teilnehmer:innen

Akzeptanz:

Wird MEIN Beitrag gehört und ist er erwünscht? Das schleichende Gift von Besprechungen ist Pseudopartizipation. Das Ergebnis steht mehr oder weniger vorher schon fest, Beiträge werden eingeladen, sie sind nur belanglos bis störend. Der Vorteil: die Besprechung ist rasch vorbei. Der Hebel ist leicht und schwer gleichzeitig: Haltungsänderung. Raus aus der Diktatur, rein in die Teilhabe.

Effizienz: 

Wie steht es mit der Balance von Zielstrebigkeit – Ergebnisqualität? Meine Großmutter, die voriges Jahr 100 geworden wäre, hat schon gewusst: „Viele sind hineingegangen und wenig ist herausgekommen“. Das Kriterium Effizienz lautet also: War die gemeinsame Zeit gut genützt, oder noch schärfer formuliert: ist es MEINE Zeit wert gewesen? Der Hebel: geschickte Gesprächsleitung balanciert  Inhalt, individuelle Bedürfnisse und Gruppendynamik.

Klima:

Wo Menschen zusammenkommen, menschelt es. Wir sind schließlich keine Diskussionsautomaten. Das hat zwei Seiten: Wenn es laaft, laaft’s und stimuliert Kreativität und Freude am Zusammensein. Andererseits habe ich genügend Meetings moderiert, bei denen die Granaten tief geflogen sind und die Leute sich dementsprechend kaum aus der Deckung gewagt haben. Und wenn sie ein wenig mutiger waren, sind sie in zwei Wortwechseln wieder in die Eskalation geraten. Eigentlich geht es darum nicht verletzt oder geschwächt. sondern gestärkt aus dem Meeting hinaus zu gehen. Der Hebel: Klare Spielregeln und aktive Moderation, die Fouls pfeift. Positives Denken, Fairness und gelebte Wertschätzung sowieso

Effektivität:

Macht das Meeting einen Unterschied? Wird das, was besprochen wurde, auch umgesetzt? Da kann ich viel von euphorischen Meetings erzählen und nachher passiert genau: Nichts. Für mich ist mangelnde Effektivität nach diktatorischer Besprechungsleitung der De-Motivationsfaktor Nummer 1. Wozu sich ins Zeug legen, wenn nachher nichts passiert. Der Hebel: Dokumentation und Follow up.

Keine Raketentechnologie? Eh nicht. Warum laufen dann so viele Besprechungen schlecht?

Das Beste was du für deine Moderation tun kannst,…..

ist ein offenes Geheimnis:

Auftragsklärung. Und weil das jetzt gar trivial klingt, möchte ich diesen Beitrag mit einem abschreckenden Beispiel beginnen.

Ich bin vor vielen Jahren von einer Bundesbehörde angefragt worden eine österreichweite Veranstaltung zu planen und moderieren. Die erste Begegnung mit den beiden Auftraggebern fand im Café Prückel statt. Wir waren vom Fleck weg ineinander „verliebt“, also überzeugt, dass wir die Richtigen füreinander für diese Aufgabe wären. Bei Café und Kuchen legten wir sofort mit der Arbeit los. Ja eh, Vertrag irgendwann, aber es muss was weiter gehen, vor allem, wenn es so spannend ist.

Ruckizucki aus dem Stand ein Konzept gemacht. Termine vereinbart. Nächste Woche losgelegt. Alles super. Dann erste Ungereimtheiten und die Katastrophe zuletzt: Ich nütze eine gemeinsame Besichtigungsfahrt ins Oberösterreichische, um auch gleich noch einen anderen Kunden zu besuchen. Oh je, der Geliebte hat noch eine andere Freundin. Mehr habe ich nicht gebraucht. Vorhalte über Pflichtverletzungen eskalieren in Telefonaten. „Macht’s euch den Scheiss allein“ habe ich mir nur gedacht, aber so ist es gekommen. Vertrag gab`s eh noch keinen. Easy cheasy, Risibisi.

Ich meine, man kann halt hie und da richtig Blödsinn machen und einfahren. Muss aber nicht sein. Arbeitsfreude und eine gute Arbeitsbeziehung aufbauen können, sind wirklich sympathische Züge. Gleichzeitig: Ziele, Rollenklarheit und übersichtliche Aufgabenverteilung vereinbaren ist keine Raketentechnologie. Wie gesagt, das Beste, was man für seine Moderation tun kann.

Feiern: Nicht nur Essen und Trinken

Es ist kein Geheimnis. Das Wohnprojekt Wien ist ein Teil meines Lebens und ein reicher Schatz meiner Erfahrungen.

Dragon Dreaming spielte von Beginn an bei uns eine große Rolle. Die Pioniergruppe des Hauses verwirklichte die erste Anwendung in großem Stil dieses smarten, partizipativen Werkzeuges in Österreich.

Heute nützen wir weniger die konkreten Methoden der Projektplanung, wir leben ja schon fast 10 Jahre hier. Wir schöpfen nach wie vor aus dem Bewusstsein für die Bedeutung des Feierns, das wir von Dragon Dreaming mitgenommen haben. Das beginnt bei ganz kleinen Angewohnheiten, wie mit dem „stillen Applaus“ aus der Gebärdensprache, das »Bravo«, »Super« oder auch »danke« ausdrückt. Wir feiern aber auch mit groß angelegten Gemeinschaftsaktionen.

Feiern ist für uns nicht eine bestimmte Tätigkeit. Es ist eine Haltung: Viele Dinge, die wir tun, verwandeln wir in eine Feier. Zum Beispiel die Wahlen in die Vereinsfunktionen. Dazu gehört aber auch die Minga, die zweimal im Jahr stattfindet. „Minga“ kommt aus der Region der Anden und bedeutet, dass Menschen gemeinsam etwa tun, das ihrer Dorfgemeinschaft dient – zum Beispiel, dass sie gemeinsam etwas bauen oder ernten.

Wir organisieren eine Minga für den Frühjahrs- und eine für den Herbstputz des Hauses. Eine Gruppe sorgt im Vorfeld für alle notwendigen Werkzeuge und Materialien. Sie sammelt auch alle Aufgaben, die an diesem Tag erledigt werden sollen.

Die Minga selbst beginnt mit einer Jause. Danach werden die anliegenden Aufgaben vorgestellt und auf einer Pinnwand eingetragen. Nun legen sich alle ins Zeug: Jeder trägt sich bei der Aufgabe ein, die er oder sie mit übernehmen möchte – und dann geht’s los. Sobald die Aufgabe erledigt ist, wird sie abgehakt und es geht an eine neue Tätigkeit.

In der Zwischenzeit ist eine Gruppe mit Kochen beschäftigt. Nach drei Stunden ist Badeschluss, alle beenden ihre Aufgaben und kommen zum Essen und Trinken zusammen. Nach der Hauptspeise gehen wir noch einmal durch wer was gemacht hat und alle applaudieren und feiern die Nachbarn für ihr Engagement.

Die Minga ist dadurch nicht mehr in erster Linie Arbeit. Sie ist eher ein Fest. Erstens, weil es schon mit Essen, also einer Belohnung, losgeht. Zweitens, weil es so eine tolle Gemeinschaftserfahrung ist, wenn es überall im Haus summt und brummt. Drittens, weil wir das Haus streicheln und feiern, wenn wir es reparieren und putzen. Und viertens, weil wir dann noch mal zusammenkommen und essen und feiern und allen Beteiligten ›Danke‹ sagen. Zuguterletzt ist es eine der wenigen Zeiten wo sich viele von uns gleichzeitig treffen und wir uns so richtig als Gemeinschaft spüren.

Eigentlich kann man viele Gelegenheiten nützen, um im Sinne von Dragon Dreaming zu feiern. Auch aus einem Hausputz kann ein Fest werden, dass Wertschätzung, Freude und Dankbarkeit ausdrückt.

Wie sich die Menschen in Gruppen zusammenrütteln können

Als Moderation von Workshops ist man nolens volens aufgefordert mit der Gruppendynamik in der Gruppe umzugehen bzw. diese so zu beeinflussen, dass die Arbeitsfähgeit der Gruppe hergestellt und aufrechterhalten wird. Hierzulande differenzieren sich Gruppen häufig in Positionen, die mit unterschiedlich viel Macht und Einflusschancen verbunden sind. Das Trivialkonzept der vertikalen Differenzierung ist die Hackordnung des Hühnerhofes. Dieses Modell allerdings hat mehr ideologischen Rechtfertigungswert als inhaltlichen Gehalt.

Ein interessantes und in der Praxis nützliches Konzept für die dynamische Verknüpfung von Positionen in Gruppen hat Raoul Schindler mit seiner „rangdynamischen Grundformel“ schon in den 50er Jahren entwickelt.

Nach diesem Modell differenzieren sich Gruppen in folgende Positionen:

Die rangdynamische Grundformel
  • Die Leitung, Initiator, Sprecherin (Alpha) ist Repräsentant der gemeinsamen Ziele, Gruppenbedürfnisse und Handlungen. Alpha ist legitimiert zu leiten, solange sie im Sinne der Ziele handelt und die Bedürfnisse der Gamma angemessen verwaltet. (Der gängige Begriff der „Alphatiere“ hat damit nur am Rande zu tun: Damit sind Menschen gemeint, denen der Machtanspruch als Persönlichkeitsattribut zugeschrieben wird)
  • Das Mitglied, die Mitstreiter (Gamma 1) macht die Sache des Leiters zu seiner eigenen, indem er sich mit diesem identifiziert.
  • Der Helfer, Nutznießer, Zuarbeiter (Gamma 2) unterstützt den Leiter und hilft ihm bei seinen Aktionen.
  • Der Normenhüter, Kontrolleur, Überwacher (Gamma 3) sorgt dafür, dass alles im Sinne der Gruppennormen abläuft.

Alpha und Gammas sind psychodynamisch eng miteinander verbunden: Alpha kann die bevorzugte Rolle nur so lange genießen, als er hinreichend zur Zielerreichung und Bedürfnisbefriedigung beiträgt. Kein Alpha ohne Gammas.

Alpha vertritt die Gruppe gegen äußere Gegner:

  • Gegenalpha: Dem von Alpha vertretenen Ziel stehen immer Hindernisse (z.B. die Steilheit des Berges, der bestiegen werden soll), manchmal auch Missstände gegenüber, die überwunden werden müssen – die andere Seite. Diese Gegenposition kann auch personifiziert und einem Gegenalpha zugeschrieben werden, der bekämpft werden muss. Der Gegenalpha repräsentiert den starken Gegner.
  • Der schwache Gegner (Omega) repräsentiert den Feind, das Andere, den Widerspruch im eigenen Lager. Der Omega wird oft ausgegrenzt, zum Sündenbock und Außenseiter gemacht. Die Omegas sitzen auf der Eselsbank, auf sie werden alle abgespaltenen negativen Emotionen, Ängste und ungelösten Widersprüche projiziert. Omegas widersetzen sich andererseits oft den Gruppennormen und verhalten sich abweichend.

Dem Alpha stehen aber auch kritisch-distanzierte Mitglieder zur Seite:

  • Der Beobachter, Experte, Berater (Beta 1) stimmt den Aktionen von Alpha mit Einschränkungen und kritischen Einwänden zu („ja, aber …“)
  •      Der Kritiker, Rezensent (Beta 2) gibt bedingtes Kontra („ich bin nur dafür, wenn …“)
  •      Der Schiedsrichter, Vermittler (Beta 3) schwankt zwischen den verschiedenen Positionen im „Einerseits – Andererseits“.

Betas zeichnen sich oft durch Kompetenz und Scharfblick aus und verfügen oft über die Fähigkeit (und den Willen) selbst die Alpha-Rolle oder auch die Gegen-Alpha-Rolle zu übernehmen. Sie können daher für den Alpha wichtige Verbündete, aber auch gefährliche Konkurrenten werden.

Diese Rollen und Positionen können im Prozessverlauf dynamisch verändert bzw. auch wechselnd von unterschiedlichen Personen übernommen werden. Diese wechselnden „Besetzungen“ hängen weitgehend davon ab, welche Ziele und Aufgaben die Gruppe sich stellt und welchen Beitrag die einzelnen Personen dazu leisten können und wollen.

Tipps für das Leiten von Gruppen, die sich aus dem rangdynamischen Modell ergeben:

  • Aktiv Führen. Trainerin/Moderation ist man am besten aus der Alpha-Rolle in Bezug auf den Prozess zur Erreichung des Zieles heraus (für Berater eignet sich am besten die Beta-Rolle).
  • Für klare Zielvereinbarungen sorgen (= den „Gegner“ kennen und benennen).
  • Die Bedürfnisse der Gammas wertschätzen und pflegen.
  • Betas anerkennen, nützen und begrenzen. Dauerauseinandersetzungen mit Betas schwächen die eigene Position.
  • Die Ausbildung von personifizierten Omegas verhindern: weder sollen Betas unterworfen, noch Gammas vorgeführt werden.
  • Kontakt und Austausch durch Rotation der Gruppenzusammensetzungen fördern
  • Für Variabilität in den Rollen sorgen, immer wieder neue Unterschiede einführen.
  • Kommunikation auf Augenhöhe
  • Omega-Rochade. Manchmal ist es die bessere Option sich vorübergehend gezielt in die scheinbar schwache Position zu begeben, anstatt sich in nutzlosen Kämpfen aufzureiben

Das richtig Gute und das Mittelmaß

Frage an mich: Worin besteht deiner Erfahrung nach der Unterschied zwischen einer richtig guten und einer mittelmäßigen Großgruppenmoderation – und was muss ich tun, damit der Unterschied spürbar wird?

Hmm, Großgruppenmoderation ist speziell, da ist für „richtig gut“ 75% die Planung: alles ist inhaltlich und emotional am Punkt und die Dramaturgie passt. Da gehört eine saubere Auftragsklärung dazu, die Integration der Häuptlinge, eine kluge Vorbereitungsgruppe und passende Logistik. Vor Ort die An- und Abmoderation lt. Liste + das Handling der Zwischenräume. Moderation ist Kunsthandwerk, 1000 kleine Dinge richtig tun. Das ist die Basis für den Flow. Das ist schon ziemlich gut, mehr als die Menschen gewohnt sind.

Dann wird es spannend. Ich würde sagen für „richtig gut“ ist die persönliche Präsenz zentral, ein offenes Herz und eine energiebewusste Sprache kommen noch dazu.

Mir fällt dazu eine Begebenheit ein, die für mich persönlich richtungsweisend war. Vor ungefähr 15 Jahren bin ich in einem Seminar bei einer meiner Guras, Birgitt Williams, Genuine Contact, gesessen und sie hat die Geschichte erzählt von einem Auftraggeber für eine Open Space Veranstaltung, der sie gefragt hatte, wie sie sich für einen Open Space vorbereitet.  Sie hätte geantwortet “I practice every day“. Mir war sofort klar, dass sie nicht täglich Checklisten memoriert, sondern dass sie Praktiken meint, die die Präsenz erhöhen. Das ist bei mir auf offene Scheunentore gestoßen, weil ich mich sowieso grade für Spiritualität, Yoga und Meditation interessiert habe. Recht hat sie gehabt! Das hat mein Leben verändert. Eine von drei, vier Situationen in meinem Leben, bei denen ich gewahr bin, dass sie eine Wende eingeleitet haben. 

Ich finde, die beste innere Ausrichtung für wirkungsvolle Leadership ist die Kombi von Klarheit in der Absicht und der Offenheit dafür, wie sich das Ergebnis manifestiert.

Strich drunter: Für die ersten 75% kann ich dich unterstützen, das was für „richtig gut“ dann noch fehlt, bringst du mit, oder entfaltest du noch.

Über das Salz in der Suppe und das Wasser in der Moderation…

….geht es diesmal leider nicht, weil mir mein Arzt Salzabstinenz verordnet hat (Kein Schmäh!). Also quasi Wasserdiät für die Moderation. Und das passt gar nicht schlecht: Vor einiger Zeit bin ich für ein Interview gefragt worden, was ich unter Moderation verstehe und das hat viel mit Wasser zu tun.

Ich definiere Moderation auch so: „Moderation ist die Kunst einen natürlichen Fluss des Gespräches auf ein Ziel hin zu begleiten“. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig paradox, „natürlicher Fluss“ und „Ziel“.

Ein Vergleich: Was macht ein kluger Wasserbauer? Er bettet Wasserläufe so in die Landschaft ein, dass das Wasser vergnügt entlang gluckern kann. Das Ziel des Wassers ist klar: Das Meer. Was lernen wir daraus: Moderation ohne Ziel führt zu nichts, Moderation ohne Berücksichtigung der Landschaft ist Gewalt, Moderation ohne Verständnis dafür wie Wasser leicht fließt, ist einfach dumm.

Ich finde ja überhaupt den Begriff „Facilitation“ viel passender: Ermöglichen! Wow! Moderare heißt auf lateinisch “ausgleichen“, pfui, das ist es ja gar nicht, was ich tue. Ich kann mal auch ganz scharf zuspitzen, auf den Punkt bringen. Klären statt abwiegeln, würzen statt verwässern. Und gleichzeitig arbeite ich mit vielen Zugängen die tatsächlich abwiegeln, oder besser, die unnötiges Aufwiegeln vermeiden und stattdessen in die kollektive Intelligenz gehen.

Dragon Dreaming ist zum Beispiel geballte soziale Intelligenz: Wie man gemeinsam in Projekten 100% seiner Träume wahr machen kann, wie John Croft behauptet. Oder wie zirkuläres Frage Systeme verändert kann. Ob das stimmt, zeige ich demnächst in meinem Seminar.

Demnächst: 6. – 8. Juni 2024 Moderation klassisch

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Alles hatte so gut begonnen

und dann hat mir Fritz Simon einen Strich in die Rechnung gemacht.

Also gut, vielleicht ist der Heidelberger Fritz Simon nicht allen ein Begriff. Er ist ein Vordenker des systemisch-konstruktivistischen Denkens und auch ein genialer Praktiker, der gemeinsam mit Gunthart Weber Legionen von Therapeuten, Beratern und Managern im „Systemischen“ ausgebildet hat. Siehe Wikipedia. Auch ich rechne mir die Ehre an, sein Schüler zu sein.

Zum Strich: Vor etlichen Jahren veranstaltete ich einen systemischen Lehrgang, einer der renommierten Referenten war eben Fritz Simon. Ich nannte sein Modul schwungvoll „Systemisch Denken und Handeln“, das klingt doch plausibel, praxisorientiert, irgendwie umfassend. Dann kam Fritz angerauscht und sagte „so geht das gar nicht“ und machte mir den schon angesprochenen Strich hinein. Das hieß dann „Systemisch Denken – und Handeln“. Ja mei, Wortglauberei. Wenn man systemisch denken kann, kann man auch systemisch handeln, oder?

Alles Schimäre, sagt der Meister. Wer handelt, der handelt. Wer nicht handelt, handelt auch irgendwie, halt anders. In der wirklichen Wirklichkeit gibt es nämlich nichts Systemisches!!! Wupp, das habe ich gebraucht. Da hole ich den Herrn nach Wien, damit er mir erzählt das Systemische befinde sich nur in den Köpfen von Beobachtern die die Welt betrachten, Unterschiede machen und ihre Schlüsse daraus ziehen?

Es ist halt so brutal scharf gedacht.

Wie überhaupt das Systemische Denken das Gegenteil von wischi-waschi-alles-hängt-irgendwie-zusammen darstellt und deswegen so querdenkt und dadurch letztlich wieder die genialen Handlungsmöglichkeiten aufzeigt, auf die wir alle so scharf sind. Ich habe damals viel gelernt, konnte Dinge neu sehen, verstehen und anpacken, von denen ich nie geträumt hätte.

Das aktuelle Buch dazu: Fritz Simon, „Formen“. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen. Carl Auer Verlag 2018.

Zitat des Autors zum Buch: „Theorien gewinnen ihre Qualität m.E. nicht aus einer wie immer als absolut zu betrachtenden Wahrheit, sondern aus – das ist, ich betone es noch einmal ausdrücklich, meine persönliche Sicht – ihrer praktischen Nützlichkeit. Ich sehe mich selbst als Praktiker, und daher sind für mich Theorien nicht mehr und nicht weniger als mehr oder weniger brauchbares Handwerkszeug.“

Danke Fritz. Das Buch ist wahrlich kein Kriminalroman, sondern eine Sammlung von Klarstellungen für die, die es wirklich wissen wollen.

Und weil’s so schön ist, veranstalte ich aus diesem Anlass wieder einmal ein Revival, quasi eine systemische Vitaminspritze zum Auffrischen oder zum Süchtigwerden:

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Aus und weg

Die Phänomenologie der Stille am falschen Ort.

Linz, Designcenter. Ein Dienstag im Jänner gegen 16:30, nach der Nachmittagspause. Ich stehe auf der Bühne einer über Monate akribisch vorbereiteten Tagung mit 400 Teilnehmern.  Ich öffne den Mund und sage „Willkommen nach der Nachmittagspause“, aber es ist nicht zu hören. Scheißtechnik? Nein, die Stimme ist weg, von einem Moment auf den anderen. Ich kann nur noch so leise flüstern, dass die beste Tontechnik nichts Relevantes mehr zustande bringt. Stimmlosigkeit ist wie die völlige muskuläre Erschöpfung beim Krafttraining –die pure Hilflosigkeit der Lähmung, wenn der willige Körper dem Geist nicht mehr folgen kann. Stille am falschen Ort.

Gut, dass ich untertags schon bewiesen habe, dass ich Stimme habe. Das Publikum ist mir hold, meine Kollegin neben mir macht aus einer Doppelconference ein Solostück.

An diesem Tag ging nicht mehr viel. Am nächsten Morgen brachten mir hilfreiche Geister ein Wundermittel der Sänger mit: Gelo Revoice. Die Lutschtabletten  machten ihrem Namen Ehre – nach 1 Stunde war die Stimme wieder da. Das ist die Werbeeinschaltung des Tages: diese Droge g’hört ins Handgepäck der Moderation.

Eine Empfehlung habe ich auch noch: bitte nie stundenlang im Backstagebereich herumsitzen, wenn es dort nur 15 Grad hat und gräßlich zieht.

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Das gefährlichste Gift in der Moderation

ist fast unsichtbar. Da ist keine Schlange, kein Maiglöckerl und keine Asbestwand. Glyphosat ist noch auffälliger, weil es wenigstens absichtsvoll ausgestreut wurde.

Das gefährlichste Gift in der Moderation ist die Kollektivfrustration. Eine Kollektivfrustration ist wie ein Sickerwitz, nur weniger lustig. Was ist das Wesen eines Sickerwitzes? Er wird ausgesprochen, nix passiert und Minuten später beginnt die erste Person zu gluckern, weil das Witzige am Witz durchgesickert ist. Sickerwitze sind eine mächtige Intervention, weil anders. Das Offensichtliche, Offenkundige, haha – ex und hopp.

So ist das auch mit der Kollektivfrustration und das macht einen Teil der Gefahr aus. Menschen die Glyphosat ausstreuen und Menschen die Sickerwitze erzählen, wissen was sie tun und was sie damit erreichen wollen. Die wirkliche Dramatik bei der Kollektivfrustration entsteht dadurch, dass sie für alle Beteiligten unbewusst abläuft.

Jetzt  sollte ich endlich damit herausrücken, was ich unter einer Kollektivfrustration verstehe. Also: eine Kollektivfrustration ist die Chance als Moderation mit einer scheinbar unauffälligen Bemerkung die sensiblen Knöpfe im Idealfall aller Teilnehmer so zu drücken, dass die Menschen diesen Untergriff/Übergriff kognitiv nicht wahrnehmen (also spontan nicht benennen können). Die Seelen lehnen sich allerdings auf und – das ist die Gemeinsamkeit zum Sickerwitz –  der Widerstand bzw. die Erregung zeigt sich dann erst Minuten oder Stunden später.

Damit ist jeder Zusammenhang mit dem Auslöser verloren und  die Äußerung der Teilnehmer (neutral gesagt) erscheint als autonomer Widerstand und nicht als Reaktion in einem Prozess.

Wie zeigt sich das im Alltag der Moderation?  Ich habe hunderte Mikrotrainings und Mikrofacilitations in meinen Ausbildungsseminaren beobachtet und mit den Teilnehmern analysiert. Das schleichende Gift sind meistens Bemerkungen, die negative Zuschreibungen wie: „Ihr seid“, Gebote: „Ihr müsst“ oder Verbote: „Ihr dürft nicht“ enthalten. Menschen die diese Sätze sagen, können diese Aussagen oft mit ihren unbewussten Glaubenssätzen gut verbinden, auch wenn ihnen kognitiv klar wäre, dass diese Ansprache ihren Zielen nicht besonders dienlich ist.

Das wirklich Gefährliche an der Kollektivfrustration ist, dass für alle Beteiligten die Verbindung zwischen Reiz und Reaktion nur mehr in reflektierten Settings bewusst wird. Wenn Menschen sich in Moderationen oder auch in Seminaren auflehnen, dann kann das einfach daran liegen, dass sie sich schlecht behandelt fühlen, ohne dass es ihnen selbst bewusst wird.

Was tun? Antidot?

1., 2. und 3.: Eine wertschätzende innere Haltung Menschen gegenüber erwerben. Dann kommt die entsprechende Sprache von selbst. Ohne rosa Wolken und ohne Wattebäuschchen, einfach vom Herzen.

4. Wenn es unrund läuft sich immer zuerst fragen „Welchen Beitrag könnte ich geleistet haben?“. Mit gesundem Selbstbewusstsein und ohne Selbstgeißelung.

5. Manchmal hilft es nachzufragen und sich einfach zu entschuldigen

Sprache ist Energieträger. Es ist gut sich bewusst sein, dass es nicht wurscht ist was man sagt und wie man es sagt.

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Moderation – alles klar, oder?

Danke für die positive Resonanz zum Testlauf, alles paletti und jetzt geht’s so richtig los. Am Anfang war das Wort, so steht es in der Bibel. Und da ist bei „Moderation“ doch alles klar, oder vielleicht nicht? Eine erste Verunsicherung……

Als ich ein junger Hupfer in diesem Geschäft war, da war die Welt noch in Ordnung: (Kommunikations)-Training war Training, Moderation war Kärtchen und Neuland und Beratung war (wenn man zeitgemäß war) systemisch gefinkelt, jedenfalls was anderes. Außerdem gab’s noch Showmaster, Radiosprecher, Zirkusdirektoren und Diskussionsleiter. Und heutzutage? Alles ist Moderation. Und wenn man es wirklich auf die Spitze treiben will, dann sind auch Führungskräfte inzwischen Moderatoren, die unter Tarnung ihrer Führungaufgabe Ergebnisse herbeimoderieren sollen.

Jetzt könnte man sagen: eh wurscht wie man das alles nennt, Namen sind Schall und Rauch. Ein bissel stimmt das auch. Ich finde es nur lästig, immer wieder erklären zu müssen was ich wirklich mache. Nein, ich bin nicht der kleine Gottschalk, nein, ich bin auch keine Heidi Klum und auch nicht die von mir verehrte Frau Thurnherr und der großartige Johannes Kaup und schon gar nicht bin ich ein Mecky.

Heutzutage höre ich  manchmal ersatzweise „Businessmoderation“.  Gut gemeint  und doch kommt es mir wie ein Akt der Verzweiflung vor. Ist dann alles Moderierte „Geschäft“? Oder wäre Welfarearbeit keine Moderation?

Kurz und gut, ich kann das jetzt auch nicht lösen, aber was ich jetzt für dich tun kann: ich kann mich ein für alle mal outen was  ich unter Moderation verstehe und worum es daher in diesem Blog geht.

Für mich ist Moderation „die Begleitung einer strukturierten Interaktion auf ein Ziel hin“. Das klingt ein wenig g’schraubt, aber ich halte jedes Wort für wichtig.

Begleitung: Ja, Moderation hat auch Leitungsaspekte (darauf werde ich ein andermal eingehen), aber die eigentlichen Chefitäten sind die TeilnehmerInnen. Das ist der Unterschied von Lotse und Kapitän. Ich bin inzwischen dazu übergegangen auch den Begriff „Prozessbegleitung“ zu verwenden, um diese beiden Aspekte mehr in den Vordergrund zu rücken.

Interaktion: Genau, das ist es worum es geht. Moderation ist kein Schaubühnengeschäft, sondern die wahren Abenteuer passieren zwischen den TeilnehmerInnen.

Strukturiert: Die eigentliche Leistung der Moderation liegt in der Strukturierung. So wie die Wasserbauer die Flussbette bauen durch die das Wasser munter durchplätschert. Und wenn plötzlich unvermutet der Berg im Weg steht, dann staut es sich.

Auf ein Ziel hin: Beim Wasser ist das Ziel immer klar, das will zum Meer, egal wie lange es dauert. In der Moderation ist man ohne klares, abgestimmtes Ziel im Irrgarten der Leidenschaften gefangen. Und gute Nacht.

Daraus ergibt sich auch zwanglos wie Exzellenz und Meisterschaft in der Moderation/Prozessbegleitung entsteht: Es ist die Kombination

  • einer empathischen und vertrauenswürdigen Haltung als Guide,
  • mit der Fähigkeit Ziele zu akkordieren, die zwar stretchen, aber realistisch erreichbar sind
  • und der letztlich fast magischen Intutition wie der Weg nach sach-logischen und psycho-logischen Gesichtspunkten am besten ausgelegt wird.

Nein, da ist keine Raketentechnologie, und trotzdem: Meisterschaft in diesem Metier ist eine Fähigkeit, die es in sich hat. Welcome on board.

Viel Inspiration in meinem Blog.

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